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Foto: Hafen von Antwerpen

Digitalisierung in der Seeschifffahrt: Mehr Sicherheit für Containerimporte

Für Containerimporte über die deutschen Seehäfen wird ein einheitlicher digitaler Freistellungsprozess unter dem Namen „Secure Release Order“ auf den Weg gebracht. Im Hafen Antwerpen wird das bisherige System zur Container-Freigabe per PIN-Codes durch die Plattform „Certified-Pick-up“ bereits ersetzt.

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Der einheitliche digitale Freistellungsprozess soll das bisherige Pin-Code-basierte Verfahren sukzessive ablösen. Die Digitalisierung des kompletten Freistellungsprozesses soll die Abholung sicherer machen und gleichzeitig einen wirksamen Schutz gegen die Drogeneinfuhr und die organisierte Kriminalität über die deutschen Seehäfen aufbauen.

Diese stellt sicher, dass vom seeseitigen Eintreffen des Containers im Hafen bis zu dessen Abholung durch das Transportunternehmen jederzeit nachvollziehbar ist, wer über den Container verfügen darf. Dabei kann die Freigabe des Containers nur von einer autorisierten Partei an die nächste erfolgen. Jeder Beteiligte überträgt das „Recht zur Abholung“ digital an den nächsten in der Transportkette d.h. alle beteiligten Akteure zu denen Reedereien, Terminals, Speditionen und Transportunternehmen gehören. Kommuniziert wird nicht mehr direkt, sondern verschlüsselt über die neutrale und standortübergreifende IT-Plattform “German Ports”, die Dakosy und dbh gemeinsam betreiben.

Die Plattform “German Ports” integriert zudem das LKW-Slotbuchungsverfahren sowie den Anmeldeprozess der Fahrer an den Terminals. Demzufolge gibt es eine feste digitale Verknüpfung zwischen dem Abholrecht, der Transportvoranmeldung und dem LKW-Fahrer.

Durch den einheitlich digitalisierten Prozess wird die Sicherheit bei der Importabfertigung erheblich verbessert. Diese sind im Einzelnen:

  • Authentifizierung und Weitergabe von Freistellrechten
  • Dokumentation der Historie des Freistellrechts in German Ports
  • Schutz vor unberechtigtem Datenzugriff und Manipulation durch die verschlüsselte Sicherung der Informationen auf der IT-Plattform German Ports

Das einheitliche digitale Freistellungsverfahren „Secure Release Order“ wird ab dem zweiten Halbjahr 2024 schrittweise von den Logistik-Softwaredienstleistern Dakosy und dbh in deutschen Seehäfen eingeführt.

Hafen Antwerpen: Einführung des „Certified-Pick-up“

Sicherer, transparenter und effizienter wird der der Containerimport auch im Hafen Antwerpen. Das bisherige System zur Container-Freigabe per PIN-Codes wird durch die Plattform „Certified-Pick-up“ ersetzt.

Am 19. Februar wurde die letzte Phase der Einführung der digitalen Plattform “Certified Pick up” (CPu) für Containerterminals vor den Schleusen erfolgreich abgeschlossen. NxtPort, die Logistik-Datenplattform im Hafen Antwerpen, stellt die Certified-Pick-up-Plattform bereit.

 Certified Pick up ist ein ‚Game changer’. Die Plattform ermöglicht den Spediteuren eine genauere Planung, da sie wissen, wann ein Schiffscontainer gelöscht wird. Für die Transportunternehmen bietet CPu den Vorteil, dass sie sofort informiert werden, wenn sie z. B. einen beschädigten Schiffscontainer nicht abholen können. Dadurch schicken sie ihren Lastwagen nicht unnötig in den Hafen und vermeiden unnötige Kosten. Darüber hinaus verhindert das System dank der Echtzeitinformationen über den Zollstatus Claims. Dieser transparente Prozess ist weltweit einzigartig“, so Kurt Van Loon, Project Manager Certified Pick up.

Diese Digitalisierung ist ein wichtiger Meilenstein für den Containerverkehr von und nach Antwerpen, der für eine transparente Logistikkette sorgt. Derzeit laufen die Vorbereitungen, um auch die Terminals hinter den Schleusen in Antwerpen auf CPu umzustellen.

Zusätzliche Gebühren im Hafen von Antwerpen

Neue Entwicklungen bei der Containerabholung sind nicht die einzigen Änderungen, mit denen man rechnen muss. Der Betreiber des DP World-Terminals in Waaslandhaven wird einen obligatorischen Zuschlag für Spediteure während der Spitzenzeiten einführen. In weniger als einem Monat – ab dem 20. Mai – müssen LKW, die tagsüber zwischen 6 Uhr und 20 Uhr am DP World-Terminal ankommen, einen Zuschlag von 14 Euro entrichten – sowohl bei der Übergabe als auch bei der Abholung eines Containers.

Nach Angaben des Terminalbetreibers DP World kommen inzwischen 80 Prozent der LKWs während der Hauptverkehrszeiten zwischen 6 und 20 Uhr an. Aufgrund der hohen Be- und Entladetätigkeit werde der Druck auf die Terminals zu groß, so das Unternehmen.

Der Zuschlag soll einen gerechten Zugriff der Lkw auf den Terminal gewährleisten, der an fünf Tagen in der Woche Tag und Nacht geöffnet ist. Auf diese Weise will DP World Unternehmen dazu bewegen, Container außerhalb der Hauptverkehrszeiten anzuliefern und abzuholen. Dadurch sollen die Terminals entlastet und die Überlastung des Hafengebiets verringert werden. Der Betreiber hofft außerdem, dass die Anlieferung und Abholung von Containern nun besser aufeinander abgestimmt sind.

Mitarbeit: Agnieszka Kulikowska-Wielgus


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